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China

25.03.2013 - Der Grenzübertritt selbst verlief unproblematisch. Abgesehen davon, daß die Zöllner darauf bestanden das wir unser gesamtes Gepäck noch vor der eigentlichen Grenzformalität vor dem Bus offenlegten, und es von ihnen im Detail untersucht wurde besonders interessierten sie sich für mein Milchpulver. Bei dieser Gelegenheit viel mir etwas auf, daß mich nicht sehr glücklich stimmte – meine Espressomaschine war nicht im Rucksack. Scheibe! Die stand noch in Luang Prabang im Guesthouse auf dem Tisch. Der Tuck-Tuckfahrer war am Morgen eine halbe Stunde zu früh da, und so hab ich sie in der Hektik einfach stehenlassen. Hat mir ganz schön den Tag vermiest. Zumindest hatte ich die Hoffnung, daß ich eine Neue in China finden könne. So schlief ich wütend über mich selbst ein. Geweckt wurde ich von einem Rütteln an meinem Fuß. Ich öffnete die Augen, sah eine Uniform und zog reflexartig meinen Reisepass aus der Tasche. Der stellte den Herren in Tarnanzug und schusssicherer Weste dann auch zufrieden und er ging weiter. Wo waren wir? Es war immer noch dunkel. Neben unserm Bus stand ein weiterer und das in seinem Bauch befindliche Gepäck wurde genauestens inspiziert. Ich nahm an, daß sich unter mir ein ähnliches Bild zeigte, was mir später auch bestätigt wurde. Am Nachbarbus hatte etwas die Aufmerksamkeit der Polizisten erregt – Ein Getriebe. Sie fingen gerade an es auseinander zu schrauben als unser Bus dann weiterfuhr...

Am nächsten Morgen erreichten wir schließlich Kunming. Die Stadt ist recht grau und funktional. Es gibt wenig zu sehen. Die Menschen sind mir gegenüber überwiegend gleichgültig, was ich nach dem aufdringlichen Verhalten in den Ländern zuvor zu schätzen weiß. Es gibt allerdings zwei, drei Eigenarten an die zwar inzwischen gewöhnt bin, die aber den gemeinen Mitteleuropäer recht anstrengen können. Das Hochziehen und ausspucken nehme ich kaum noch war, obwohl die Kollegen hier das echt lautstark tun. Im Gegenzug dazu wird man entsetzt angeschaut wenn man sich beherzt die Nase putzt – finden die hier voll ekellich.  Das Andere ist das laute Schmatzen beim Essen das mir tatsächlich immer noch Probleme bereitet. Und Final die nicht zu verachtende Lautstärke bei Gesprächen die es zum Teil sehr penetrant sein kann und es schwierig macht sich auf seine eigenen Gedanken zu konzentrieren (wie gerade hier im Zug). Aber deswegen ist man ja auf Reise – andre Länder, andre Sitten. Allgemein muss ich aber sagen, daß ich China als angenehmer empfinde als Singapur. Die beiden Länder haben weniger gemeinsam als ich dachte.

Auf 2000 Metern über dem Meeresspiegel ist auch die Luft recht dünn. Jede Bewegung wird von Atemlosichkeit gefolgt. Der Kreislauf teilt ständig mit, daß er das alles gar nicht so gut findet. Aber die kühle Luft ist sehr angenehm. Die lange Unterhose und die dicken Socken haben sich nun zum ersten mal bewährt. Ich wollte gerade anfangen an dieser Seite zu arbeiten, als mir mein Computer vermittelte das er auch irgendwas nicht mag. Zum Glück wurde er in China hergestellt, und Kunming ist eine Millionenstadt – hier gibt es bestimmt Hilfe. Schließlich fand ich eine Servicevertretung meiner Marke, die mir dann eine neue Festplatte einbaute. Nun spricht mein Computer Deutsch, Englisch und Chinesisch und ich musste ihn komplett neu aufsetzen. Zum Glück konnten wir die kompletten Daten retten, aber die Software für die Homepage ist weg. Wieder Scheibe.

29.03.2013 - Nach dem ich eine neue gebrauchte Espressomaschine erstanden hatte, die Programme auf meinem Computer wieder hergestellt und die ersten Schritte für eine Reorganisation der Homepagesoftware in die Wege geleitet hatte beschloss ich den Nachtzug nach Chengdu zu nehmen. Zugegeben, ich hatte nicht viel von Kunming gesehen, aber auf der Fahrt zum Bahnhof, und später dann im Zug, sah man recht deutlich das ich nicht viel verpasst hatte. Unverputzte Backsteine und Plattenbau dominieren das Stadtbild. Es ist staubig, und nur gelegentlich sieht man alte Häuser mit Charme. Dies änderte sich schon kurz nach verlassen des Stadtgebietes. Es ist heute sehr diesig und bewölkt, aber die Fahrt durch das spröde leicht hügelige Umland der Provinzhauptstadt ist schön. Es sieht zum Teil aus wie man es aus Deutschland oder Nordfrankreich kennt – nur die Reisterrassen bestätigen immer wieder das man sich nicht in Mitteleuropa befindet. Hier zieht gerade der Frühling ein. Das sanfte, frische Grün der Laubbäume mischt sich mit dem Graugrün der Kiefern, unterbrochen von der Kirschblüte und den silbrigen Blättern des Eukalyptus. Aber immer noch dominiert braun in der Landschaft. In der Region herrscht gerade eine Dürre, weswegen es auch für das Wasser Ausgabezeiten gibt. Leider lässt sich das Bild der Landschaft mit den kleinen verspielten Dörfern nur schwer mit dem Photo festhalten.

Hier einige Bilder aus dem Zug

30.03.2013 - Heute Morgen kam ich um 6 Uhr in Chengdu an. Abgesehen von den Rückenschmerzen nach einer schlafarmen Nacht ist alles OK. Ich habe einige nette Menschen im Zug kennengelernt und wir haben uns gut meist mit Händen und Füßen unterhalten.

Dank der Tips eines guten Freundes in Stuttgart habe ich es geschafft die Software wieder zu installieren.

Im Vergleich zu Kunming ist Chengdu eine viel weiter entwickelte Stadt. Gleich neben meinem Hostal ist ein Viertel, das in einem alten Stil restauriert wurde.

Leider ist auch diese Stadt ansonsten architektonisch nur begrenzt interessant. Der überwiegende Teil besteht aus Wolkenkratzern und es ist staubig und diesig. Das Essen ist sehr gut.

02.04.2013 - es geht weiter nach Xi’an. War nicht geplant, aber der direkte Zug nach Lanzhou ist über Tage ausgebucht. Es regnet und ist kühl. Nach dem wir die Stadt verlassen haben öffenbart sich das was aus meiner Sicht China so reizvoll mach - saftig grüne Gebirgszüge mit mit Terrassen, die jedes noch so kleine bepflanzbare Stückchen Boden nutzen. Gelb vom blühenden Raps und Wolkenverhangen. Leider sind die Scheiben des Busses wieder so dreckig, daß es sich nicht lohnt den Photo auszupacken. Ständig schlängelt sich irgend ein kleiner Fluss durch die Landschaft in seinem Kiesbett, hoch eingedeicht um bei den Fluten von denen man ab und an hört die Bebauung zu schützen. Plötzlich stoppt der Verkehr. Vollsperrung. Mindestens 1 1/2 Stunden stehen wir auf der Autobahn. Eine willkommene Pause für die vielen Raucher im Bus. Nur leider stehen wir an einer der unattraktivsten stellen der Strecke. Ich habe Magenschmerzen - ich werd mir doch nichts eingefangen haben? Ich schiebe es aus das Glas Whiskey das ich gestern zuviel hatte. Endlich geht es weiter.

Am frühen Abend machen wir das einen Zwischenstopp zum “Mittagessen”. Ich sah die “beeindruckendste” Toilette meines bisherigen Lebens. Als Tipp: nicht vor dem Klo gehen die Nase putzen. Wenn der Ammoniak einem die Tränen in die Augen getrieben hat geht es viel besser...

Es ist bereits dunkel wenn wir Xi’an erreichen. Die Stadt ist endlich wieder eine Stadt mit Gesicht. Sie ist komplett mit einer alten Stadtmauer umgeben wie bunt beleuchtet ist. Auch im inneren gibt es viele eindrucksvolle Gebäude die im Lichterglanz erstrahlen und von dem anarchistischen Fahrstil der Taxen ablenken. Ich komme in einem netten kleinen Hostal unter...

03.04.2013 - Jupp, ich hab mir was eingefangen. Eigentlich wollte ich heute die Stadt erkunden, bleibe aber fürs Erste aus Sicherheitsgründen in der Nähe einen Toilette. Außerdem macht es kaum Spaß mit Koliken durch die Stadt zu laufen. Vielleicht etwas später...

Ich schaffte dann noch einige Meter. Xi’an ist von den Städten in China die ich bisher gesehen habe die schönste, was nichts heißt - es gibt sehr viele. Die Stadt ist sich ihrer Anziehung bewusst. Die Terrakotta Krieger (etwa 40km) und auch die Chinesische Mauer sind nicht weit. Dennoch habe ich keine Lust diese Highlights zu besuchen. Schonmal wegen dem Magen. Ich saß dann lieber an einer Straßenecke und beobachtete das Treiben. Wenn man Durchfall hat, sind viele Gerüche, die ansonsten OK sind plötzlich grauenhaft. Mir dreht es ständig den Magen um. Zudem kippt das Wetter. in Ürümqi ist es schön und etwas wärmer. Außerdem las ich heute das Lanzhou (mein geplantes nächstes Ziel) 1998 zu schmutzigsten Stadt der Erde gekürt wurde. Allgemein ist die Luft in China bisher wirklich schlecht. Ich weiß nicht ob mein Reizhusten die letzten Folgen meiner Dauererkältung sind oder die der Luftqualität.

05.04.2013 - Ich habe mein Ticket von ursprünglich 2:08 Uhr Morgens (da es angeblich kein anderes gab) auf 10:09 tauschen können, und so noch eine erholsame Nacht verbringen können.

Das Umland von Xi’an ist wenig interessant. Aber sobald die Zugstrecke wieder ins Gebirge führt, ändert sich dies rasch. China wird für mich das Land der Erdfarben, Terrassen bis zum Gipfel, dreckige Luft und nicht immer schöne Gerüche in Erinnerung bleiben mit netten Menschen die nur selten Englisch sprechen. So auch heute wieder im Zug.

In Lanzhou angekommen gab es für Heute kein Ticket mehr zum Weiterfahren, und Morgen auch nur einen Stehplatz (24 Stunden). Ich haben ihn trotzdem genommen und die Verkäuferin meinte das es durchaus einen Schlafplatz geben könnte (ich hoffe mal). So ging ich in das Hotel, das ich für in 2 Wochen reserviert hatte und - wie soll ich sagen - es doch mal wieder angenehm allein in einem Zimmer zu sein und schnelles Internet zu haben (lassen mich aber trotzdem nicht hochladen)...

Der nächste Tag fing sehr entspannt an. Es wahr kühl aber ich bekam einen heißen Kaffee KFC um die Ecke. Nach dem ich noch einige kleinere Besorgungen erledigt hatte, wackelt ich zum Bahnsteig mit 2 Flaschen Bier die gemütlich vor dem Einschlafen trinken wolle. Beim Versuch den Zug zu betreten  erlebte ich eine unangenehme Überraschung - der Zug war soo voll, daß ich fast nicht einsteigen konnte. Nix wars mit “da ist vielleicht ein Schlafplatz”. Ich brauchte eine geschlagene 1/4 Stunde um nur den Rucksack abzusetzen, eine weiter um die Jacke auszuziehen. Das kann ja lustig werden! Und es wurde. In der Rankingliste der schlimmsten Nächte meines Lebens rangiert diese locker unter den Top 10. Tatsächlich stand ich 70% der Zeit, saß 29% der Zeit auf meinem Rucksack und schlief 1% im sitzen. Das ganze untermalt von den entsprechenden Gerüchen, die eine so dichte Menschenansammlung mit sich bringt, das Schmatzen beim Essen der gekochten Hühnerfüße, dem Hochziehen und Ausspucken, eingehüllt in dichten Zigarettenrauch - eine echte Herausforderung. Viele der Menschen waren schon seit Stunden auf dem Zug als ich einstieg, und es wurden mehr und mehr. Schließlich standen wir so dicht, daß wir selbst bei einer Vollbremsung nicht hätten umfallen können. Ich zählte die Sekunden.

07.04.2013 - Aber auch diese Nacht ging vorüber.

Mein nächstes Ziel, Urumchi, ist nur etwa 400 km von der Grenze zu Kasachstan entfernt und nur knapp 300 km vom eurasischen Unzugänglichkeitspol. Sie ist eine sehr angenehme Stadt. Die sauberste und modernste die ich bisher in China sah. Eingerahmt von schneebedeckten Bergen mit klarer Luft. Das Essen ist schon sehr stark von den westlichen Nachbarn beeinflusst. Viel Lammspieße gewürzt mit Kreuzkümmel - einfach nur lecker. Das Wetter ist wie ein deutscher Frühling kühl, sonnig mit einem mäßigem Wind. Die Menschen sind sehr freundlich und wollen ständig auf chinesisch mit einem reden. Es gibt viele interessante Kleinigkeiten zu sehen und zu riechen. Man sieht schon einige Gesichtszüge, die sich deutlich von dem klassischen Han-chinesischen Erscheinungsbild unterscheiden.

Ich traf einige nette Leute hier und wir haben sehr gute Unterhaltungen. Mehrere Menschen haben ähnlich verrückte Reisepläne wie ich.

10.04.2013 - Heute geht es weiter nach Kashgar. Weitere 1500km nach Westen entlang der Taklamakan-Wüste - Der Wüste ohne Wiederkehr wie sie laut einer möglichen Übersetzung heißt. Wieder ein 24 Stunden Ritt, aber diesmal in einem Bett!

 

Ich hatte mir überlegt ob ich nicht vielleicht eine weitere Seite in dem Reisetagebuch einfügen soll. Geographisch bin ich zwar noch in China, aber kulturel und ethnisch nicht mehr. Die Menschen um mich herum sehen so aus, daß ich mich nicht wundern würde sie in einem Dorf in Romänien zu treffen. Ich bin in Kashgar, im Land der Uiguren, am gedachten Höhepunkt meiner Reise. Trotz dem ich schon viel von dieser Gegend wusste, überascht mich was ich sehe, riche und schmecke. Hier ist nichts mehr chinesich außer der Regierung. Bei manchen Leuten mischt sich noch das “asiatische” Erscheinungsbild hinein, aber die meisten sehen eher türkisch aus. diesen Sprung hatte ich erst auf der anderen Seite der Grenze erwartet. Dieser Ort wirkt wie das Zentrum Eurasiens. Die Reisenden die ich treffe haben fast alle einen Langen Weg hinter und vor sich. Wir sitzen zu acht am Tisch, und nicht 2 kommen aus dem gleichen Land. Das Essen besteht überwiegend aus Lammspießen (Kebab) mit Kreuzkümmel gewürzt und mit Fladen gereicht - ich könnt mich neilegen. Die Moschen sind mit mir aus Arabien vertrauten Ornamenten Verziehrt, die Häuser aus gebaut aus ungebrannten Lehmziegeln. Die Märke sind voll von Gewürzen und Trockenobst und die Stoffe sind fast schon kitschig mit Gold überladen - ein Rausch der Sinne.

Ich habe bereits das Ticket für die Fahrt nach Osh. Am Montag Morgen geht es weiter nach Kyrgistan. So verlasse ich Ostasien und fahre auf der Hälfte der Strecke weiter nach Zentralasien.

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