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Georgien

08.05.2013 - Schon bei der Einreise nach Georgien fällt sofort auf, daß das Land nicht boomt. Viel leerstehende und zerfallende Industrieanlagen entlang der Gleise. Auch in Tiflis angekommen ist da kein Vergleich mehr zu Baku. Nichts desto trotz sind die Menschen sehr freundlich, auch wenn sie manchmal etwas phlegmatisch wirken. Bei meinen ersten Erkundungen der Stadt zeigte sich aber auch ein komplett anderes Bild. Die Flaniermeile nahe des Kura Flusses ist prachtvoll hergerichtet. Kastanien und Platanen gesäumte Straßen wie man sie aus Frankreich oder Deutschland kennt. Kleine orthodoxe Kirchen - das Bild und auch die Mentalitäten sind nur schwerlich mit Aserbaidschan zu vergleichen. Man spürt deutlich die Nähe zu Europa. Nur die Schrift erinnert mehr an das Laotische als an andere Sprachen die ich kenne. Vorab einige Bilder (kommen noch mehr).

10.05.2013 - Tiflis ist eine besondere Stadt. Sie könnte echt sehr schön sein - könnte. Sie hat viele verschiedene Gesichter. Von perfekt restauriert, bis total desolat. Auch die baulichen Einflüsse lassen sich schwer zuordnen. In dem einen Augenblick fühlt man sich wie in Frankreich oder Deutschland, im nächsten in Südspanien, Italien oder Griechenland. Vorwiegend ist der Gründerzeitstiel, wie man ihn auch z.B. in Stuttgart viel sieht. Nur hier spielen mehr verzierende Details und ein mediterraner Touch mit hinein. Eigentlich eine gelungene Mischung, wenn nicht vieles fast komplett verfallen wäre. Dennoch macht es Spaß durch die Straßen zu laufen und sich die Gebäude anzusehen. Gerade dieser halb verfallene Zustand gibt der Stadt einen besonderen Flair.

Die Georgier in Tiflis sind wie ihre Stadt eine Klasse für sich. Sie sind zurückhaltend und fast schüchtern, etwas mürrisch und misstrauisch aber trotzdem äußerst freundlich und hilfsbereit. Das auffälligste an ihnen ist das ihnen jegliche Gier fehlt, was sie spontan äußerst sympathisch macht. Es ist interessant den Umgang untereinander zu beobachten, wie sie mit Kindern oder Hunden und Katzen umgehen - die Tiere hier haben keinerlei Angst und sind recht zutraulich. Mir gegenüber verhalten sie sich meist uninteressiert und schon fast gleichgültig. Nur die ein oder andere Dame wirft mir mal einen kecken Blick zu. Ich glaub ich könnte mich an diesen Ort gewöhnen.

Ich möchte weitere Superlativen vermeiden (es wird langsam inflationär), aber Tiflis ist auf seine Art etwas besonderes.

11.05.2013 - Ich habe beschlossen weiter an die Küste des schwarzen Meers nach Batumi zu fahren. Der Weg dort hin führt durch sanfte grüne Hügel vor dem Hintergrund des schneegekrönten Kaukasus. Die Wiesen dazwischen blühen in Rot, Gelb und Weiß. Die Infrastruktur der ländlichen Regionen wirkt deutlich solider als die der Hauptstadt. Nur wenige verfallene Häuser und die Straße in perfektem Zustand. Nur der Fahrstil unsres Marshrutkafahrers (kleiner Überlandbus) raubt mir förmlich den Atem. Ich denke hier versteht man unter einem “riskanten Überholmanöver” wenn man den Gegenverkehr bereits berührt.

Der Horrorbus erreichte Batumi gegen Abend. Nach einem erfolglosem Versuch mein Hostal zu finden, engagierte ich einen Taxifahrer um dieses Problem für mich zu lösen. Nun, auch er fand den Weg erst nach dem er mehr als zehn seiner Kollegen gefragt hatte. Dort angekommen erlebte ich eine Überraschung: Es war kein Hostal sondern ein Marine Trainingscamp. Nach meinem zögerlichen Fragen wurde ich in ein 8-Bettzimmer gestopft. Allerdings war ich dort alleine. Nicht nur das, ich war im gesamten 5-stöckigen Haus alleine. Mit Küche und super Internet, weichen Matratzen und äußerst sauber. Ich fühlte mich wie im Paradies. Nur der Boiler war nicht in Betieb und so musste ich kalt duschen. Vom Balkon aus hatte ich eine tolle Aussicht auf den südlich gelegen Kleinen Kaukasus und den Duft der blühenden Apfelplantage unter mir. So schlief ich bei Froschgequake und lauer Luft selig ein.

Während des Frühstückkaffees disponierte ich um. Ich hatte zuvor schon mit anderen Reisenden über die Möglichkeit das Schwarze Meer zu überqueren philosophiert, und hatte alle notwendigen Daten. So machte ich mich auf zum Ticketoffice um eine Überfahrt nach Odessa in der Ukraine zu kaufen. Gesagt - getan, und am Abend verließ das Schiff mit dem Namen “Greifswald” Georgien.

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