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Brunei

Brunei Mai 2011

Ich sollte mir angewöhnen mit Laptop zu reißen. Ich war die letzten Tage in dem Sultanat Brunei. Als ich im Bus saß, hatte ich noch eine lange Mail im Kopf. Aber kaum ist man wieder in den ““gewohnten” Verhältnissen, verschwinden die feinen Noten des Erlebten, und Effizienz und Organisation gewinnen wieder Oberhand. Schluss mit dem in Wortspielen träumen, und zurück zum Alltag. Schade eigentlich. Nichts des to trotz werde ich versuchen die schon längst wieder in dem grauen Nebeln der Leistungsgesellschaft verblassten Eindrücke wieder zu beleben.

Für jeden, für den Singapur zu viel Großstadt, und Malaysia zu wild ist, ist Brunei ein ideales Reisziel. Das Land vereint fast alle Vorteile beider Länder in sich. Brunei ist ziemlich genau um den Faktor 100 weniger dicht besiedelt als Singapur. Auf dem Human Development Index (HDI) liegt das Land auf Platz 37 (Sg. 27; De. 10; Pt. 40). Das heißt, wir reden von einem Land das sich grob mit dem Entwicklungsstand von Portugal vergleichen lässt. Nur mit dem Unterschied, dass Brunei keinerlei Staatsverschuldung hat (Öl). Das Land ist ethnisch überwiegend malaysisch (etwa 66%) und - ach ja es gibt keinen Tropfen Alkohol im Land zu kaufen. Soviel zu den Rahmendaten.

Da ich das mit dem Alkohol wusste, nahm ich mir am Changi Airport ne Flasche eines guten Single Malt der Insel Islay mit um die Sonnenuntergänge auch richtig zu färben. Ich wollte eigentlich gleich in den Westen des Landes fahren um einen eher entspannten Strandurlaub zu machen, aber zum Glück kam es anders. Planlos am Flughafen stehend, ging ich zur Tourismusinformation, um mich über die lokalen Transportmöglichkeiten schlau zu machen. Die Dame am Schalter war selbst für jemanden der von Berufswegen freundlich ist sehr freundlich. Doch merkt ich auch, dass sie versucht mich ein wenig von der Idee nach Westen fahren abzubringen. Stattdessen empfahl sie mir die Hauptstadt. Trotz meines Überschusses an Hauptstädten folgte ich ihrem Rat, zumal alle weiteren Verbindungen ins Land von dort aus starteten. Bandar Seri Begawan ist etwa so groß wie Schorndorf :-) .  Eine kleine Stadt mit modernen Autos und einer übersichtlichen Zahl an Fußgängern. Die Malaien sind  etwas spröde aber sehr freundlich, hilfsbereit und aufgeschlossen. Die Luft ist klar, und die Abende sind kühl - zumindest im Vergleich zu  Singapur. Ich ging zum nahe gelegenen Brunei Fluss und bewunderte das auf dem Fluss gebaute Wasserdorf. Eine Pfahlbausiedlung von mehr als 2km Länge. Man kann kilometerweit auf morschen Stegen auf dem Fluss von Haus zu Haus gehen. Die Bauten wirken zu meist einfach und alt, sind aber mit Satschüsseln und Aircon ausgestattet. Der breite und von Sedimenten aus dem nahe gelegenen Regenwald braun gefärbte Fluss, gluckste unter den Füßen. Ich setzte mich an einer ruhigen Ecke über dem Fluss mit einer Zigarette, genoss die Abendstimmung und lauschte dem friedlichen Gesang des Muezzins.
Nach Sonnenuntergang ist die Stadt wie ausgestorben. Auf einer Stecke von mehreren Kilometern begegnen einem gerade mal eine Hand von Menschen. Daher lag ich schon um 8 im Bett (man kann am Abend hier wirklich nichts machen). Dafür war ich natürlich um 4 am nächsten Morgen schon fit. Ich hatte somit genug Zeit die verbleibenden Sehenswürdigkeiten, wie die imposante Omar-Ali-Saifuddin-Moschee zu bestaunen, bis ich schließlich doch einen Bus gen Westen nahm. Bus fahren ist wohl eines der größeren Abenteuer in diesem Land.

Auf Grund der Bodenwellen ist es einem des öfteren vergönnt Schwerelosigkeit zu erfahren. Man bekommt tatsächlich Muskelkater. Wenn es dann zu einem der täglichen Wolkenbrüche kommt, spritzt von allen Seiten das Wasser in das Gefährt (und ich meine ALLE Seiten). Der Fahrtwind drückt den Regen in Sturzbächen zu den Schiebefenstern herein, die an der Decke befindlichen Lüftungsräder verteilen die Tropfen gleichmäßig im Fahrgastraum und beim Durchfahren einiger der zahlreichen Pfützen spritzt eine gewaltige Fontäne in der Mitte des Fahrzeuges aus dem Boden bis an die Decke. Die Fahrgäste springen kreischend auf wenn die Fontäne kommt und grinsen zum teil in schadenfroher Erwartung, wenn ein neu zugestiegener Fahrgast sich ein wenig wundernd auf einen der unerwartet freien Plätze setzt.

In Kuala Belait angekommen (der “Stadt” im Westen), wusste ich warum die Dame an der Information mich besser in BSB aufgehoben sah. Da ist einfach gar nichts! Gut sagte ich mir, ich wollte eh etwas Ruhe, und  ging zum Strand. Nun das mit den Stränden ist in Südost Asien so eine Sache. Die Lokals gehen warum auch immer nicht oft an den Strand.  Entsprechend leer aber unordentlich sind die nicht Touristisch geprägten Strände hier zu weilen. Ganze Bäume liegen hier gemischt mit allerlei  Treibgut am Strand. Aus den angeschwemmten Mangrovensamen wachsen kleine Bäumchen. Viel Raum für die Augen zu spielen, aber auch eine ideale  Brutstädte für Sandflys! Sobald man etwas im Schatten sitzt, machen sich hunderte von winzigen Blutsaugern über einen her und treiben einen in  die Flucht.

Auf der Fahrt zum Flughafen sah ich noch mal auf die Karte, und merkte, dass ich für den wahrscheinlich interessantesten Teil des Landes einfach zu wenig Zeit hatte - dem Regenwald. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten den an vielen Orten geschützten Urwald zu erkunden - man braucht halt Zeit.

Der malaysische Name des Landes  ist: Negara Brunei Darussalam; wörtlich: Staat Brunei, Ort des Friedens. Und genau so empfand ich auch dieses Land - als einen Ort des Friedens, der auch eine zweite Reise wert ist.

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